Der Blinddarm – Caecum und Appendix veriformis
Der Blinddarm … Das ist doch das, was eh keiner braucht!? Nun, ganz so ist es nicht. Immerhin spielt er bei der Verdauung und vor allem im Immunsystem eine nicht zu unterschätzende Rolle. Und wer vom Blinddarm spricht, meint zudem häufig nur dessen Anhängsel, den Wurmfortsatz oder Appendix veriformis. Wir stellen Ihnen den Blinddarm und den Appendix mit ihren Funktionen, ihrer Anatomie und den Erkrankungen vor, die sie befallen können. Lernen Sie jetzt, warum dieser Darmabschnitt wichtiger ist, als viele Menschen denken!
Der Blinddarm im Körper
Der Blinddarm
Der Blinddarm, auch Caecum oder Zäkum genannt, ist der Beginn des Dickdarms. Er liegt in der Bauchhöhle unten rechts, ist 6cm bis 8cm lang und mit etwa 7cm Durchmesser auch der weiteste Abschnitt des Dickdarms. Seinen deutschen Namen trägt er, da er als sackartige Ausstülpung des Dickdarms nicht weiterführt, sondern blind endet.
In den Blinddarm münden zwei weitere Bestandteile des Magen-Darm-Traktes: der Wurmfortsatz oder Appendix veriformis und der Krummdarm (Ileum), ein Abschnitt des Dünndarms. Getrennt wird der Krummdarm durch eine Ausstülpung desselben in den Blinddarm, die sogenannte Bauhin-Klappe. Diese wird durch ihre Lage auch als Ileozökalklappe bezeichnet. Sie verhindert das Einwandern von Bakterien aus dem dicht besiedelten Dickdarm in den sehr keimarmen Dünndarm. Die Mündung zum Appendix wird von der Gerlach-Klappe verschlossen.
Die Blutversorgung dieses Darmabschnitts erfolgt über die vordere Blinddarmarterie (Arteria caecalis anterior) und die hintere Blinddarmarterie (Arteria caecalis posterior).
Der Appendix
Der Appendix ist eine wurmartige Ausstülpung des Dickdarms und wird aufgrund dieser Optik auch als Wurmfortsatz bezeichnet. Er hat einen Durchmesser von etwa 6mm bis 7mm und kann zwischen 2cm und 20cm lang sein. Der Wurmfortsatz beginnt etwa 2cm hinter der Gerlach-Klappe und liegt unten rechts in der Darmbeingrube (Fossa iliaca). Durch seine Lage erfüllt er eine ähnliche Funktion wie die Mandeln, die sogenannten Tonsillen, im Rachen. Daher wird er auch gern „Darmtonsille“ genannt. Er ergänzt also die mechanische Barriere der Bauhin-Klappe um eine immunologische Barriere.
Die Blutversorgung übernimmt die Arteria appendicularis.
Die Funktionen des Blinddarms und des Appendix im Körper
Die Funktionen des Blinddarms
Dem Blinddarm kommt als Teil des lymphatischen Systems eine tragende Funktion im Bereich des Immunsystems zu. Aber auch für die Bakterienflora des Darms und bei der Verdauung spielt er eine Rolle.
In der Wand des Blinddarms befindet sich das sogenannte darmassoziierte, lymphatische Gewebe, kurz GALT. Dieses ist von großer Bedeutung bei Reaktionen im Immunsystem auf Antigene, die mit der Nahrung über den Verdauungstrakt aufgenommen werden. Das macht ihn zu einem wichtigen, wenn auch oft unterschätzten Teil des darmbasierten Immunsystems.
Zudem gilt der Blinddarm als Reservoir für die Darmflora des Dickdarms. Die Bakterien, die hier in Symbiose miteinander und mit dem Menschen leben, sind wesentlich für unsere Ernährung und Gesundheit. So sind sie beispielsweise an der Produktion von Vitaminen beteiligt. Wissenschaftler nehmen an, dass diese Bakterien bei einer gastrointestinalen Infektionen hier Schutz finden.
Nicht zuletzt lässt sich beobachten, dass der Blinddarm von Pflanzenfressern länger ist als der von Fleischfressern. Bei reinen Fleischfressern fehlt er mitunter ganz. Daher vermuten Wissenschaftler, dass dem Blinddarm auch in der Verdauung faserreicher Nahrung eine wichtige Rolle zukommt.
Die Funktionen des Appendix
Der Wurmfortsatz besteht zu einem großen Teil aus lymphatischen Gewebe und gehört daher ebenfalls zum darmassoziierten, lymphatischen Gewebe (GALT). Auch der Appendix spielt also in unserem Immunsystem als Organ des lymphatischen Systems eine Rolle.
Erkrankungen des Blinddarms und des Appendix
Erkrankungen des Blinddarms
Für den eigentlichen Blinddarm sind beim Menschen keine eigenständigen Erkrankungen bekannt. Jedoch können Entzündungen der angrenzenden Darmabschnitte auch auf den Blinddarm übergreifen. So kann sich eine Appendizitis oder Entzündungen bei Mobrus Crohn oder Colitis ulcerosa auf den Blinddarm ausdehnen. Dann kommt es zur Blinddarmentzündung, der sogenannten Typhilitis.
Bereitet der Blinddarm Probleme, kann er per Tastuntersuchung oder Koloskopie untersucht werden. Außerdem eignen sich für eine Untersuchung die folgenden bildgebenden Verfahren:
- Computertomographie (kurz CT
- Kernspinresonanzspektroskopie (kurz NMR)
- Sonographie
- Röntgenkontrastdarstellung
Erkrankungen des Appendix
Wer von einer Blinddarmentzündung spricht, meint eigentlich die Entzündung des Wurmfortsatzes, in der Fachsprache auch Appendizitis genannt. Sie kann entstehen, wenn Nahrungsbrei oder Fremdkörper wie Kirschkerne den Eingang des Wurmfortsatzes verschließen. Da sich der Darmteil nicht mehr entleeren kann, kommt es zu einem entzündlichen Prozess. Wird dieser nicht behandelt, kann er bis zum Darmdurchbruch führen und damit in letzter Konsequenz sogar tödlich enden.
Eine andere Ursache für die Krankheit ist eine Änderung der Lage des Wurmfortsatzes im Bauch. Hierdurch wird die Blutzufuhr unterbrochen und es kommt ebenfalls zu dem spezifischen Krankheitsbild.
Eine Appendizitis äußert sich in den meisten Fällen durch starke Schmerzen im Bereich des Bauchnabels, welche innerhalb von etwa 12 bis 24 Stunden in den rechten Unterbauch wandern. Als weitere Symptome treten Übelkeit und Erbrechen hinzu. Zusätzlich wird oftmals eine charakteristische Schwankung der Körpertemperatur um etwa ein Grad Celsius beobachtet. Sie tritt zwischen den Messungen in der Achselhöhle und im After auf.
Bei diesen Symptomen sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen.
Zur Vermeidung des Darmdurchbruchs wird der Wurmfortsatz in den meisten Fällen chirurgisch entfernt. Es wird eine sogenannte Appendektomie durchgeführt. Der Eingriff kann mittels einer Öffnung der Bauchhöhle oder minimal-invasiv durch Schlüsselloch-Chirurgie erfolgen. In beiden Fällen wird die Blutzufuhr des Appendix unterbunden und der Wurmfortsatz anschließend entfernt.
Alternativ zur Operation wird in leichten Fällen teilweise auch eine abwartende Therapie versucht. Diese zeichnet sich vor allem durch Bettruhe und Gabe von Antibiotika aus.
Tipp der Redaktion
Weiterführende Informationen zum Thema Blinddarm findet ihr auf www.blinddarm.net